Ein bisschen Genetik
Durch die Einkreuzung mit Grauen Wienern ist man der Genetik der Bartkaninchen teilweise auf die Schliche gekommen. Die Erbformel, die man als Hypothese aufgestellt hat, lautet: ABCDGy, das ist die Formel für ein schwarzwildfarbiges Tier mit Rotverstärker-Genen. Dazu kommt der rezessive Faktor zz, der für Bart und Abzeichen verantwortlich ist und der noch etwas rätselhafte Faktor MM, der die Mähne bewirkt. Er wird als unvollständig dominant angesehen und bewirkt eine partielle Verlängerung der Unterwolle.
Die Abzeichen sind bereits bei neugeborenen Bartkaninchen als rosa Partien sichtbar. Die dunklen Stellen werden zu wildfarbigem Normalhaar | |
Das dreiwöchige Bartkaninchen zeigt die Färbung bereits deutlich. Das dunkle Langhaar wächst zunächst langsamer als das wildfarbige Normalhaar. |
Der
Bart ist ein Muss
Die Mähne deckt sich
nicht genau mit den durch zz verursachten Abzeichen, es gibt aber weite
Bereiche, wo sich die Wirkung der Faktoren überschneiden und beeinflussen. Die
F1-Kreuzungstiere aus Bartkaninchen und Grauen Wiener trugen eine vergängliche
Mähne, jedoch keinen Bart. Das beweist, dass Abzeichen und Bart rezessiv
vererbt werden, die Mähne jedoch dem unvollständig dominanten Erbgang
folgt.
Die dunkle Musterung geht auf den Faktor z zurück, die Länge der Mähne auf M |
Mähnenvariationen
Die Mähne verändert sich stark während der
Entwicklung vom Jungtier zum ausgewachsenen Bartkaninchen und sie wird sogar vom
saisonalen Haarwechsel beeinflusst. Jungtiere mit üppigem Langhaar können dies
weitgehend verlieren, bei anderen entwickelt sich die Mähne erst im Alter von
einigen Monaten richtig schön. Diese Unterschiede lassen sich nicht mit
reinerbiger Mähne MM oder spalterbiger Mm erklären. Sie haben zur Theorie von
Mähnenverstärker-Gene geführt, die wie die Rotverstärker-Gene zu einer
schrittweisen Verstärkung des Merkmals führen. Eine üppige Mähne wäre somit
das Resultat mehrer Mähnenverstärker-Gene.
Viel
x viel = zuviel!
Tatsache
ist, dass das Langhaar überhand nimmt, wenn man stets Bartis mit viel Langhaar
paart. Wir nehmen deshalb immer wieder Tiere mit wenig Langhaar in die Zucht,
damit die Tiere nahe am Erscheinungsbild des ursprünglichen Bartkaninchens
bleiben. Bartkaninchen sollen nach unserer Auffassung robuste "Naturbuschen"
sein, eine freie Sicht haben und nicht verfilzen.
Das Geheimnis um die Entstehung der Belgischen Bartkaninchen bleibt also weiterhin verborgen.
© Ursula + Pascal Glauser 15.6.2018